Texte über Gerhard Pollheide / Buchkritiken

  

Gefühle, Lebenserfahrung und Gedanken stellt Gerhard Pollheide in der ihm eigenen Art mit seinen Texten und Bildern dar. In eindrücklicher Weise gelingt es ihm, sich selbst, andere Existenzen sowie die Umwelt in ihrer Tiefe wahrzunehmen und diesen Entdeckungen sehr persönlich und kaum geschützt, Sprache, Form und Farbe zu verleihen. Dabei steht ihm ein erstaunliches Repertoire an Wahrnehmungsmöglichkeiten und eine eindrucksvolle Weite an Gestaltungsfähigkeiten zur Verfügung. Verborgenes wird aufgedeckt, Unangenehmes beim Namen genannt, Unbeachtetes findet Beachtung, Unsichtbares wird sichtbar, Verhülltes entblößt und Offenkundiges in Frage gestellt. Bei aller Nachdenklichkeit gibt es jedoch auch launige, geradezu übermütige Lyrik, die zum Schmunzeln animiert. Unverkennbar steht hinter allen Worten, Formen und Farben ein Mensch, dessen Existenz geprägt ist von einem Gespür zum Leben in seinen vielseitigen Formen. So finden sich in seinen Werken in unterschiedlichen Zusammenhängen immer wieder neue Schattierungen zu den Themen um Liebe und Leben, Toleranz und Gerechtigkeit, Umwelt, Zusammenleben und Selbstfindung.

 

Espelkamp im Dezember 1998, Hans-Georg Nagel, Pastor

 

 

Über ihn

 

 Er war Banker

 Er war erfolgreich

 Also wurde er krank

  

Krank, weil er außer sich war

 Weil sein Denken und Handeln, sogar sein Fühlen

 Sich soweit entfernt hatten

 Entfernt von ihm, von seiner Seele

 

 Uneins

 Zerrissen, im Kampf mit sich selbst

 Suchte er bei den

 Weisen, den Künstlern

 Gelehrten und Propheten

 Kirchen und Religionen

 

 Und sie halfen ihm, den Weg zu zeigen

 Einen Weg ins Neue, Unbekannte

 Einen Weg, der ihn wieder staunen und wundern läßt

 

 Wie viele Wegbegleiter es auch geben mag

 Es ist ein Weg

 Den er nur alleine gehen kann

 Es ist der Weg zu ihm

 

Boddin im Januar 1999, Alexander F. Lübbe, Verleger

 

Lyrik und Zeichnungen des Espelkamper Künstlers Gerhard Pollheide

 

Ich stürzte ab - und konnte fliegen

 

Gedichte und Zeichnungen legt der ehemalige Banker und heutige Künstler in drei ansprechenden Bänden, die im Kunsthaus Verlag Boddin, erschienen sind, der Öffentlichkeit vor. Während die Zeichnungen sich dem Betrachter oft nur nach langem Hinschauen erschließen (was ja nicht gegen ihre Qualität spricht), ist Pollheides Lyrik klar und ansprechend, von persönlichem Erleben durchdrungen und spätestens beim zweiten Lesen voll verständlich. Pollheide macht es da nicht so, wie viele zeitgenössische Lyriker, die Sprache zu verklausulieren suchen. Ihm geht es um Geradheit seiner Aussage. Seine Gedichte sind nicht sonderlich bildkräftig, will er Bilder geben, so zeichnet er diese. Will er etwas aussagen, so wendet er sich der Sprache zu.

 

Das Ganze ist völlig logisch, und man wundert sich, daß so wenige vor ihm auf die Lösung gekommen sind. Aber wer kann schon gleichermaßen mit Sprache und dem Zeichenstift umgehen? Pollheides Bücher zu lesen und zu betrachten macht Spaß, denn man findet auf jeder Seite Neues. Da steht tiefernste Gedankenlyrik neben wutentbranntem Protestsong und fast kabarettistischen Songtexten. Der Autor geht nicht an tagespolitischen Ereignissen vorbei, er äußert sich beispielsweise zur deutschen Asylpolitik, für die er sich schämt. Er beobachtet Zeitgenossen bei einer Zugfahrt zwischen Minden und Bonn, schildert sie hier bissig, witzig und ein bißchen gemein.

 

Formal legt sich Pollheide nicht fest. Seine Lyrik ist teils frei und ungebunden, teils traditionell in Versen mit Endreim geschrieben, aber immer rhythmisch prägnant. Gelegentlich erinnert er an Kästner, sowohl in der Form wie in seiner Haltung als Moralist. Aber, was tut´s? Ein Kästner täte unserer Gesellschaft heute wieder bitter Not! Wohlgemerkt, Pollheide schafft keine Plagiate, sondern wirklich Eigenes. Und was er zu Krieg und Völkermord sagt, bekommt gerade in unseren Tagen beklemmende Aktualität. Hier sei ein kleines Gedicht als Beispiel angeführt:

 

 

Krieg

 

Krieg

Ist nur dann

Ein legitimes Mittel -

Wenn man ihn gegen sich selbst führt

 

Um

Sein Ich

Zu finden!

 

Nur dann - 

Ausschließlich -

Nur dann!

 

Wenn man sich bei der Lektüre der drei Bücher eingelesen hat, so begegnet man einem Autor, der einem eine Menge zu sagen hat, der einem die Augen öffnet für Dinge, die man bisher nicht bemerkt hat, für Geschehnisse, die man einfach hinnahm und für Bedeutsames, das einem vorher bedeutungslos erschien, vielleicht, weil es so selbstverständlich für einen selbst war. Man erfährt auch viel über den Autor selbst, über einen schweren, langen Weg zur Selbstfindung. Im Klappentext schreibt Hans-Georg Nagel 1998: "Unverkennbar steht hinter allen Worten, Formen und Farben ein Mensch, dessen Existenz geprägt ist von einem Gespür zum Leben in seinen vielseitigen Formen." Pollheide legt drei wichtige Lyrikbände vor, die stellenweise seismographisch in die Zukunft weisen. Man wird in ihnen nicht ohne persönlichen Gewinn lesen.

 

Buchkritik Neue Westfälische (Karl-Heinz Komm) vom 10.04.1999

 

 

Das Buch "Im Mäuseland Verdumm"

 

nimmt "jede einzelne Gehirnzelle" in Anspruch. Es beinhaltet gewaltig viele Fassetten des menschlichen Seins. Ich weiß nicht, wie es anderen Menschen geht, aber dieses Buch hat in meinem Kopf eine Flut von Gedanken ausgelöst. Dieses Buch beinhaltet in so vielen Aussagen die Wahrheit, ohne sie als absolut hinzustellen. Wer es liest, muß sich mit Möglichkeiten beschäftigen, die in der Lage sind, Weltbilder zerbrechen zu lassen ...

 

Das Buch ist unverschämt offen; für manch einen wird es eine Zumutung sein, darin zu lesen. Aber nur hierdurch hilft es, Möglichkeiten zu erkennen und Fragen aufzuwerfen, die dringend von unserer Gesellschaft beantwortet werden müssen.

 

Es ist ein gewaltiges aber manchmal ein schwieriges Buch, geschrieben für jene, welche nicht verloren haben, zu hinterfragen, welche den Mut haben, nachzudenken und das erlernte Alte zu erneuern. Sie werden das Leben in seiner veränderten Ganzheit neu erkennen. Es war für mich ein Erlebnis, ein Stückchen in das Leben des Autors zu blicken, an seinen Theorien Genuß zu finden und ein Stückchen in sein Utopia eintauchen zu dürfen.

 

Dietmannsried, im September 2001, Birgit O., alias Jamira Onana Nima

  

Wer ist Gerhard Pollheide?

 

Gerhard Pollheide, Jahrgang 1951, Banker, Unternehmensberater, Politiker, Kritiker, Schriftsteller, Künstler, Bürger, Manager. Das Buch "Heimwärts ist wo ...", so wirr, wie seine Gedanken, so scharf, wie ein Messer. Ihm macht es nichts aus, sich zu widersprechen, schließlich darf auch er dazulernen, ja, legt Wert darauf. Lernen und sich ändern ist Lebensinhalt. Ein einfacher Bürger kann er gewiß so nicht sein; was er macht, macht er extrem!

 

Ein Träumer: Träumt von der Erfüllung eines Märchens (Lore-Ley), vom Utopia "Herzsüden". Ein Vermessener, Überheblicher: Er gibt Reich-Ranicki Ratschläge, belehrt Grass und Hildebrand. Oder? Ein Schelm, der anderes dabei denkt, wenn er seine drei lyrischen Bücher an Reich-Ranicki sendet: Sie würden ihm vielleicht helfen bei der von ihm, Gerhard Pollheide, verordneten Selbstfindung. Ein Querdenker: Er läßt sich nicht einordnen, will anecken oder besser: aufwecken mit seinen Worten, wie er es ja auch mit seiner Kunst tut. Ein Liebender: Wie viele seiner Gedichte zeigen. Ein Bedürftiger: Wo ist seine Heimat? Denn er sucht ja: Heimwärts ist wo ...? Ein Freidenker: Ich laß Dir Deine Wahrheit, laß mir die meine!

 

Aber läßt er mir meine? Nein! Es gibt keine Wahrheit, es gibt nicht nur die eine, und so läßt er sie denn auch den anderen nicht. Bockig steht er auch zu Widersprüchlichem; das ist eben er. Die anderen haben ihn so zu nehmen. Eines paßt gewiß nicht zu ihm: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen: vielleicht dem größten Übel unsrer Zeit. Weggeschaut, ignoriert, gekniffen! Und so ist es denn schließlich doch ein politisches Buch, von dem, der wegging, weil er die Politik leid war.

 

Espelkamp, im September 2001, Peter-Martin Quadflieg

 

Angreifende Anregungen

 

Zu den beiden neuen Herausgaben im Herbst 2001: "Heimwärts ist wo ..." und "Im Mäuseland Verdumm" schrieb u.a. die Neue Westfälische (Peter Krawetz) am 31.10.2001: Der Künstler und Schriftsteller Gerhard Pollheide publiziert zwei neue Werke. Druckfrisch sind zwei neue Bücher von und mit Gerhard Pollheide im September dieses Jahres erschienen. "Lesebuch in Lyrik und Prosa", im Doppelpack.

 

Ein Non-Konformist, Zweifler, bejahender, zugleich verneinender Geist findet sich in Gerhard Pollheides neu veröffentlichten Schriften. In "Im Mäuseland Verdumm" und in "Heimwärts ist wo ..." führt der Schriftsteller und bildende Künstler den Leser in die Pollheid´sche Welt, die der unseren so unähnlich nicht scheint. Einen moralischen Zeigefinger sieht man weniger als einen fatalistischen Stinkefinger, denn Pollheide setzt in lyrischer Form, oder aber auch in Prosa, dem Leser einen Gesellschaftsspiegel vor die Augen. Dabei vergißt der Autor nostalgische Kindheitserinnerungen nicht, kommt dabei zu der Feststellung, daß eine zivilisierte Entwicklung auch ihre Spuren hinterläßt - und genau diese hinterfragt er.

 

In den beiden Lesebüchern wurden in knappen Sätzen Erfahrungen des Autors dargestellt, von denen sich kein Mensch frei sprechen kann, nein, zur Kenntnis genommen sollten sie werden - nicht verdrängt. Überschriften wie: "Der evolutionäre Fehler", oder "Plus trifft Minus", "Missionieren ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit" und der Kommentar zu Oskar Lafontaines Buch: "Das Herz schlägt links", lassen in den Werken einiges Spannende erwarten.

 

Aber auch über den Schriftsteller kann der Leser einiges erfahren: Briefwechsel, Aphorismen, Gedichte und eigene Gedanken. Es gibt keine Schutzhülle, die Pollheide benutzt, seine offene, manchmal irritierende Art ist die seine; Kunst soll angreifbar bleiben, anderen Geistern zur Anregung dienen. Die im Kunsthaus Verlag erschienenen Neuwerke zeigen Einblicke eines Menschen, der trotz der weltpolitischen Entwicklung, oder aber genau deswegen, einiges zu schreiben hat.

 

Buchkritik Neue Westfälische Zeitung (Peter Krawetz) vom 31.10.2001

 

Kommentar zum Buch "Im Mäuseland Verdumm"

 

Wer wissen will, was vor dem Urknall geschah oder warum es keine Wahrheit sondern nur Wahrscheinlichkeiten gibt; wer wissen will, warum die Christianisierung - der Raub unserer Urkultur - zur gefährlichen Urangst vor dem (den) Fremden und damit zum Neofaschismus beigetragen hat oder warum nur kulturelle Annäherung der Völker und Rassen künftige Kriege vermeiden hilft, findet hier Antworten.

 

Gerhard Pollheide, Maler, Hyperphysiker, anarchistischer Schriftsteller und Philosoph, ein die Menschen liebender Poet, bietet uns, die wir noch im Mäuseland Verdumm leben, seine Utopie der reinen Anarchie, in der nicht existierende Gesetze nicht gebrochen werden. Er erzählt uns seine Geschichte und läßt uns damit verstehen, warum wir so sind, wie wir sind. Hier ist der Weg zum "Linksherumdenker".

 

Darmstadt, im November 2001, Rudi Haberland, Physiker

 

Gerhard Pollheide veröffentlicht zwei neue Bücher

 

"Asyl" heißt dieses Bild (Anm.: Farbabdruck im Westfalenblatt per 09.2001), das der Künstler Gerhard Pollheide im Jahre 1994 geschaffen hat. Im Moment konzentriert sich der 49-Jährige mehr auf seine schriftliche Ader: Zwei neue Bücher, >>Heimwärts ist wo ...>> und >>Im Mäuseland Verdumm<< sind gerade erschienen. Dabei handelt es sich um Überlegungen, wie Rechtsextremismus und Terror entstehen können, wohin unsere Gesellschaft driftet.

 

Berichtauszug Westfalenblatt (Stefanie Westing) aus September 2001

 

Ich habe nie am Strand gegessen

Mein Jakobsweg zu mir

 

Am Anfang steht die Feststellung, dass die Unzufriedenheit und die innere Unruhe immer größer werden. Diese Erkenntnis lässt sich irgendwann nicht mehr beiseite schieben: "Ich lebe ein Leben, das mich nicht glücklich macht. Ich will das nicht mehr!" Gerhard Pollheide zieht die Konsequenz aus dieser Einsicht, weiß, dass nichts anders wird, wenn er es nicht ändert. Um Klarheit zu suchen, sich selbst zu finden, vertraute Wege zu verlassen, begibt er sich auf eine außergewöhnliche und abenteuerliche Motorradreise - eine Reise, die sein Leben grundlegend und andauernd verändern wird.

 

Es ist sein Jakobsweg zu sich selbst. Mit bepackter Harley Davidson startet er Anfang März von Deutschland aus zum südlichsten Punkt Europas, von dort weiter über Afrika und hin zum nördlichsten Punkt Europas, dem Nordkap. Die Ziele können kontrastreicher nicht sein. Der Leser spürt, da erzählen Körper, Herz und Seele im Wechsel und im Einklang. Wir werden mitgenommen in atemberaubende Landschaften, zu Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen und erleben die Glücksgefühle, Dankbarkeit und Ehrfurcht, manchmal auch verbunden mit verzweifelter Niedergeschlagenheit und Todesangst, mit.

 

Am Ende der Reise steht die Erkenntnis: "Ich werde nie wieder so sein, wie ich es vorher war. Sie hat mir Mut und Kraft gegeben. Sie hat mich verändert. Gewaltig!" Ein wunderbarer Reisebericht mit 66 Farbfotos.

 

Barbara Gödert, Sayalonga, Spanien

 

Zum Buch von Gerhard Pollheide: "Indianische Begegnung"

 

Wer jagt und seine Beute teilt, weil sie auch reicht für andere, braucht auch selbst keine Hypothek aufzunehmen. Braucht nicht bezahlen sein Leben lang. Jeder greift mit an, wenn er sein Haus baut aus Morgendämmerung und Abend, mit Mörtel aus Blüten, Sonne und Regen. Sein Reichtum ist allein die Zeit. Er gebietet über sie.

 

Stark ist das Land, welches diese Häuser trägt. Es trägt die Farben der Wildnis. Berge und Hügel waren alt und sind ewig. Sie wurden gehütet von Jägern. Verantwortung kannten diese, nicht Macht. Das Land herrschte. Sein Hüter war Teil des Ganzen.

 

Jene, die kamen, pflügten zu tief. Wurden darum Mörder. Sahen nicht die kommende siebte Generation. Beute tötet sich selbst, wenn der Bogen sättigt. Nur zu tiefe Furchen töten das Land, und die zu tiefen Furchen unserer Seelen töten uns. Reißen die Eingeweide unserer Erde auf und unsere. Manche sehen nicht mehr die Flüsse, Bäume und Herzen weinen. Wollen dieses, Dich und alles besitzen. Diese kennen nicht den Frühling, wenn uns und Alles die Sonne umarmt. Sie achten nicht die gleichen Rechte von Erde, Mensch, Tier, Pflanze und Stein. Es sind die Seelenfresser. Weint nicht um sie, wenn ihr sie tötet. Es wart nicht ihr. Die Natur tat es selbst.

 

Fatama Noma, Indianerin, im September 2008

 

Hartes, hartes Land

Andalusische Gedanken - Autor Gerhard Pollheide

 

Klappentext des Buches:

 

Die menschenverachtende Korruption und diverse Bergrutsche waren der Anlass für dieses Buch. Mit der und durch die Lyrik findet der Autor zurück in sein Leben und bewältigt damit auch einige schwierige Situationen. Dieses Buch ist aber auch sein Dank für die in scheinbarer Aussichtslosigkeit erfahrene Solidarität und wird hierdurch zu einer Liebeserklärung an sein Land, seine Frau und seine Freunde. Anschließend 2 lyrische Texte von Gerhard Pollheide.

Anders Rose, Schriftsteller, 2011

 

Heute

 

Siehst du

die weißen Pferde

Stehen verloren am Strand

Die Sonne

zieht ihre Bahn

Wellen zersägen den Sand

 

***

Eisenmarkt

 

Ich habe auf dem Eisenmarkt

meine Ketten verkauft

die waren so schwer

Man suchte mich auf dem Sklavenmarkt

da war ich nicht

Ich war auf dem Feld und pflückte

Blumen für die Liebe

 

***